- Verlag Bau + Technik
- Eintrag
Einflüsse auf die Oberflächenbeschaffenheit von Sichtbeton
Teil 1
Neubarth, E.
Sichtbetonflächen sollen optisch ansprechen, daher unter anderem weitgehend farbtonkonstant sein und über eine relativ gleichmäßige Zementhautbeschaffenheit verfügen. Da eine Betonfläche einerseits jedoch sehr stark von Art und Zustand der verwendeten Schalung geprägt wird, und andererseits zwischen Frischbeton und Schalung spezifische Wechselbeziehungen bestehen, wird die Verwirklichung einwandfreier Sichtbetonflächen häufig erschwert und mit einfachen betontechnologischen Maßnahmen nicht erreicht. Deshalb erscheint es notwendig, die erwähnten Wechselbeziehungen genauer kennenzulernen, indem wir uns mehr als bisher mit schalungstechnologischen Fragen — nicht zu verwechseln mit schaltechnischen — auseinandersetzen. Aufgabe der Schalungstechnologie muss es sein, Zusammenhänge zwischen spezifischen Eigenarten der Schalung im weitesten Sinne und Mängeln auf Betonflächen aufzuklären und nach Möglichkeiten zu suchen, mit denen die Herstellung einwandfreier Sichtbetonflächen erleichtert und das Mangelrisiko verkleinert wird. Das schließt auch die Suche nach geeigneterem Schalmaterial nicht aus. Die durchgeführten und vorstehend beschriebenen Untersuchungen sollten einen Beitrag zu diesem Thema leisten. Es wird über die Herstellung von vertikalen Sichtbeton-Versuchsflächen unter Verwendung von Holzschalung (Schalungstyp I) und kunstharzbeschichteter Mehrschichtenschalung (Schalungstyp II) mit gezielten technologischen Einzel- und Summenveränderungen berichtet. In diesen beiden Versuchsreihen ergaben sich nach Art und Grad unterschiedliche Einfluss-Dominanten im Hinblick auf das Aussehen der Versuchsflächen. Schalungstyp I kann je nach Augenblickszustand eine Betonfläche unmittelbar und direkt sehr nachteilig beeinflussen, auch wenn alle sonstigen betontechnologischen Voraussetzungen für einwandfreien Sichtbeton gegeben sind. In diesem Zusammenhang spielt die Zufälligkeit der Schalungs-„ Vorgeschichte” eine wesentliche Rolle. Besonders ungünstig wirkt sich offensichtlich eine natürliche Vorbewitterung der Holzschalung aus. Sie kann zu außerordentlichen Mängeln auf den Betonflächen führen, die durch wasserlösliche zementschädliche Holzinhaltstoffe verursacht werden. Eine ausreichende Wasserlagerung der vorbewitterten Schalung vermag diesen Einfluss zu beseitigen. Auch ist die prophylaktische Wasserlagerung geeignet, eine Holzschalung gegen Bewitterungseinflüsse zu immunisieren. Von den mit Schalungstyp II untersuchten Parametern haben sich die Anmachwassermenge, der Schalmittelauftrag, die Einbaufolge (Betonierpausen), die Gleichmäßigkeit und Sorgfalt der Ausführung als Einflussfaktoren 1. Ordnung herausgestellt. Jeder Einfluss ist für sich alleine in der Lage, extreme Oberflächenmängel zu verursachen, um so mehr natürlich eine Summierung dieser Einflüsse. Der Wasserzementwert muss unter versuchskonformen Bedingungen bei diesem Schalungstyp mit etwa 0,65 nach oben begrenzt bleiben. Außerdem gibt es eine vom W/Z-Wert abhängige kritische Betonkonsistenz, die mit wachsendem W/Z-Wert stark abnimmt. Wird sie überschritten, kommt es zu mehr oder weniger ausgeprägten wasserbedingten Oberflächenmängeln (Verwässerungen, Hell-Dunkel-Kontraste, Schlieren, Erosionen). Die kritische Betonkonsistenz hängt auch in erheblichem Maße vom physikalischen Verhalten des Wassers und von der Betonierhöhe ab. Oberflächenentspanntes Wasser und große Betonierhöhen können ein Absinken der kritischen Konsistenzgrenze zur Folge haben. Unsachgemäß, vor allen Dingen in zu großen Mengen aufgetragene Schalmittel können nicht nur die Ursache von extremen Hell-Dunkel-Kontrasten sein, sie können gleichzeitig auch zu physikalisch oder chemisch bedingter Festigkeitsbeeinträchtigung der Betonfläche führen. Längere Betonierpausen können sogenannte Wolkenbildungen in der Betonfläche verursachen, die auch über mehrere Betonlagen „übergreifen" kann. Der zulässige zeitliche Abstand in der Betonierfolge hängt von mehreren Faktoren ab und muss von Fall zu Fall ermittelt werden. Der Betonvortrieb muss so schnell sein, dass der Nachverdichtungseffekt weder Betone im Stadium starker Wasserbindung noch wirklichen Erstarrens erfaßt. Namentlich Schalungstyp II verlangt ein hohes Maß an Gleichmäßigkeit und Sorgfalt in allen technologischen und verfahrenstechnischen Ausführungsdetails. Es ist aus vielerlei Gründen kaum vorstellbar, die Planung einer erfolgreichen Sichtbetonherstellung nur theoretisch zu betreiben, wie es meistens — wenn überhaupt — noch geschieht. Für den Erfolg, d. h. zur Erzielung einwandfreier Sichtbetonflächen entscheidende Einzelheiten lassen sich im Regelfalle nur mit Hilfe von Vorversuchen, also Eignungsprüfungen, abklären, bei denen die in den Untersuchungen gewonnenen Erkenntnisse berücksichtigt werden sollten.
Beitrag herunterladen
Ein Login ist zur Zeit leider nicht möglich.
oder alternativ ohne Konto:
Beitrag kaufen (€24,-)
beton 4/1970 ab Seite 125
Herausgeber des Artikels:
beton
bis beton 4/2022: Verlag Bau+Technik GmbH
ab beton 5/2022: Concrete Content UG
Wuppertal / Schermbeck
Tel: +49 (0) 2 02 7 69 92 69
Fax: +49 (0) 2 02 7 69 92 70
beton
bis beton 4/2022: Verlag Bau+Technik GmbH
ab beton 5/2022: Concrete Content UG
Wuppertal / Schermbeck
Tel: +49 (0) 2 02 7 69 92 69
Fax: +49 (0) 2 02 7 69 92 70