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Kunstbau: Hundertwassers Waldspirale
Einsatz von Altbeton und Betonfertigteilen
NN (Kurzbeitrag)
Die Fassade zeigt schwungvolle Linien. Die Dächer sind begrünt und begehbar. Die Fenster tanzen aus der Reihe: Bei der Waldspirale Darmstadt hatte der Künstler Friedensreich Hundertwasser seine Hände im Spiel. Den Schlusspunkt der Bebauung des ehemaligen Darmstädter Schlachthofgeländes setzt ein architektonisches Unikat. Die außergewöhnliche Gestaltung fällt ins Auge, das Außergewöhnliche der Technik bleibt unsichtbar: Der Kunstbau im Norden der Stadt wurde mit Recyclingbeton hergestellt. Außerdem im Einsatz: 50 Beton-Lichtschächte. – Die Waldspirale eignete sich für einen Probelauf mit Recylingbeton schon deshalb, weil ökologisch beeinflusstes Bauen der Philosophie des jüngst verstorbenen Malers und Architekten nahe steht. Während man den bei Abbrucharbeiten anfallenden Altbeton bisher vor allem im Straßenbau eingesetzt hat, geht man jetzt dazu über, Recyclingmaterial auch in Außenfassaden und Geschossdecken von Wohnbauten einzusetzen. Für die Umwelt bedeutet der Einsatz von Altbeton die Einsparung natürlicher Ressourcen wie Kies und Sand sowie die Reduzierung des Deponiebedarfs für Bauschutt. – Recyclingbeton – Bis aber die ersten Kubikmeter Recyclingbeton im Hochbau eingesetzt werden konnten, war erhebliche Vorarbeit zu leisten. Mehrere Forschungsinstitute und Bauunternehmen waren rund drei Jahre damit beschäftigt, die Randbedingungen für das Zumischen von Altbeton zu jungfräulichem Beton zu erkunden. Diese Arbeit hat inzwischen in einer Richtlinie des Deutschen Ausschusses für Stahlbeton ihren Niederschlag gefunden. – Schwierig ist das Verarbeiten des Altbetons wegen seiner großen Wasseraufnahmefähigkeit. Um die Mischungsverhältnisse in den Griff zu bekommen, wird der zu Sand und Klumpen geschlagene Altbeton in Wasser gesättigt und dann erst in den Betonmischer gekippt. – Altbeton darf - je nach Einsatzort - nur 20 % bis 35 % des insgesamt für eine Betonmischung benötigten Zuschlagmaterials ersetzen. Das liegt unter anderem daran, das heute bei Abbrucharbeiten der Altbeton nicht sortenrein sortiert werden kann. – Das Einarbeiten von Altbeton in neue Bauwerke ist heute noch vergleichsweise teuer. Doch in Zukunft werden größere Mengen an Altbeton an- und die zur Zeit preiswerten Entsorgungsmöglichkeiten für dieses Material wegfallen. Dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann sich der Altbeton-Einsatz auch wirtschaftlich rechnet. – Einsatz von Betonfertigteilen – Technische und wirtschaftliche Vorteile der Vorfertigung von Bauteilen aus Beton unter industriellen Bedingungen werden oft nur deshalb nicht genutzt, weil das Angebot nicht bekannt ist oder weil die Rastermaße der Fertigteilprogramme zu gestalterischen Kompromissen zwingen. Der Einsatz von Computern und Robotern bei neuen Produktionsanlagen erlaubt heute allerdings eine an das Bauobjekt angepasste Herstellung von standardisierten Fertigteilen. Damit bieten sie einerseits Freizügigkeit bei der Baugestaltung, andererseits eine wirtschaftliche Alternative und Ergänzung zu konventionellen Bauausführungen. Bei der von Friedensreich Hundertwasser entworfenen Wohnanlage in Darmstadt wurden 50 Beton-Lichtschächte aus dem Programm des Betonwerks Jäger eingesetzt. – Dazu Architekt Wolfgang Fischer vom Architekturbüro Springmann, Plochingen, und Bauleiter bei der Objektüberwachung: "Es war klar, dass wir bei der Waldspirale einen größeren Aufwand für die Anpassung betreiben mussten, denn die Außenwände sind überwiegend bogenförmig gestaltet. Gegenüber der konventionellen Bauweise konnten wir mit den vorgefertigten Schächten dennoch Einsparungen verbuchen." – Die Anschraubschächte lassen sich recht gut an das jeweilige Bauprojekt anpassen, weil sie in unterschiedlichen Breiten von 85 cm bis 305 cm und einer maximalen Bauhöhe von 240$cm gefertigt werden. Aus Gewichts- oder Montagegründen sind Unterteilungen möglich. Dabei werden die einzelnen Segmente stumpf bis zu einer Gesamthöhe von 600 cm aufeinander gesetzt. An der Oberkante des Bauteils ist ein Falz für die Aufnahme der Schachtabdeckung (z. B. Gitterrost). Im Fertigteilwerk werden die Schächte mit verzinkten Stahl- oder Edelstahl-Aufhängevorrichtungen ausgestattet. Schwerlastdübel sorgen für eine sichere Verankerung an der Kelleraußenwand. – Bauleiter Ralf Wendlik von der Holzmann AG: "Das umgebende Gelände wurde erst nach der Fertigstellung der Waldspirale an die Hundertwasser-Architektur angepasst. Es war also sehr schwer, die exakten Höhen der Schächte schon bei der Planung festzulegen. Zunächst haben wir eine einheitliche Aufbauhöhe für die Schächte festgelegt. Später erfolgte dann eine exakte Anpassung an das Gelände durch Aufsatz-Elemente, die kurzfristig bestellt und geliefert wurden." – Um ein hohes Niveau beim Wärmeschutz des Baukörpers zu erreichen, wurden die erdberührten Wände mit einer Perimeter-Dämmung versehen. Die Fertigteile mussten also auf der Dämmschicht montiert werden. Durch vorgefertigte Standard-Konsolen, die in die Dämmschicht eingelassen wurden, war die Montage unproblematisch. Um den Ablauf von Regen- und Spritzwasser zu gewährleisten, wurden unterhalb der Schächte jeweils Kiespackungen eingebaut. –
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beton 1/2001 ab Seite 36
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